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Samstag, 7. Oktober 2017

Haute Route Mont Ventoux – 2. Etappe: kein Wind, gute Beine, mega Tag 💪☀️ Pl 6!

Nachdem gestern mein wohl härtestes Rennen überhaupt war, so war das heute wohl das chilligste. Den Tag werde ich nie vergessen, es war landschaftlich eine reine Freude und der Berg hat sich von seiner schönsten Seite gezeigt. Mein Körper war wieder der Alte und die Maschine lief und lief, ohne auch nur einmal rumzuzicken. Fast 6 Stunden Rennzeit, knapp 3300 Hm und ein 6. Platz bei den Frauen (Ak 18-40 wurde ich sogar 3.) sind die Tagesbilanz💪☀️. Die Mädels meinten, ich wäre nur so geflogen heute. Genauso hat es sich angefühlt.

Hier die Fakten >> Strava

Schön, dass das Ziel oben ist und man mit diesem Ausblick belohnt wird 💗

Sicher interessiert es alle, was heute anders war. 
  1. Meinen kaputten Finger nicht getaped. Das war so viel angenehmer und ich empfand die Schläge auch nicht mehr so schlimm, konnte den Lenker gut halten und besser schalten.
  2. … und keine Voltaren! Ich nehme nie was, daher vertrage ich das glaub einfach nicht.
  3. Brot mit Erdnußbutter und Marmelade zum Frühstück 😜 – für die Power!
  4. Mein Trikot und meine Hose. Das Haute Route Zeug ist ja ganz schön aber Damenhosen sind einfach unbequem und drücken in den Ranzen.
  5. Praktisch nur Riegel gegessen. Ein einziges Gel kurz vorm Mont Ventoux-Anstieg. Bekam mir besser.
  6. Kein Koffein-Booster vorm Start. Ich trinke nicht besonders viel Kaffee und schätze, dass mir das zu viele Koffein auch nicht gut bekommt.
  7. Kein Warmfahren 🤣. Bei den vielen Kilometern habe ich drauf verzichtet und das Auto genommen. War eh viel zu dunkel heute Morgen.
  8. Pulsmesser angezogen. Nur nach Gefühl kann ich im Renngeschehen nicht gut. Watt hab ich bei dem Rad nicht.
  9. Zu guter Letzt gab es gestern ja keinen Ruhetag und ich glaube, ich bin nach Ruhetagen noch im Ruhemodus.
Ganz schön viele Sachen. Hat damit ganz schön gut funktioniert, würde ich sagen.

Magic moment……


Start um 7:45 Uhr 😵 
Mir eindeutig zu früh aber ich hab fast 8 Stunden geschlafen und somit war ich frisch und munter. Und das trotz Vollmond! Noch schnell das Rad ins Auto geladen, vorher die Kette geölt und um 7:15 Uhr los Richtung Bédoin. Im Dunkeln hab ich einen anderen Teilnehmer gesehen, der ganz schön spät dran war. 7 Grad hat mein Auto angezeigt. Was sollte ich nur anziehen?! Gestern war's mir oft zu warm aber frieren wollte ich auch nicht. Hab mich also für die gleiche Kombi wie gestern entschieden: kurzes Unterhemd, Trikot, Armlinge + Weste und dünne Langfingerhandschuhe. War für das Wetter perfekt.

Das Tagesprogramm war lang… aber kurzweilig

Gorges de la Neques in der Führungsgruppe
Heute wollte ich eigentlich mal einen auf Radtourist machen (nachdem gestern gar nichts ging) aber irgendwie fällt mir das schwer, wenn überall das Adrenalin pulsiert. Es ging recht gemütlich los, ich fühlte mich gut und konnte tatsächlich die Führungsgruppe bis Km 60 halten, was unglaublich viele Körner gespart hat. Hab mich einfach ganz klein gemacht und durch die Gorges de las Nesque mitziehen lassen. Klar wurde oft das Tempo angezogen und ich war 3x praktisch abgehängt aber ich habe es immer wieder geschafft, ranzukommen, entweder mit Rebecca oder Leslie aus England oder beiden. Wir waren heute ewig zusammen unterwegs. Auf den Abfahrten fuhr ich weit vorne und lies es laufen. Schade, dass in solchen Rennen so wenige Leute gut bergab fahren können, teils echt kriminell… aber zum Glück ist nichts passiert.

Verfolgergruppe
Leider konnten wir das Tempo am Col d'Aulan nicht mitgehen und bildeten so eine eigene kleine Gruppe, bestehend aus 4 Jungs und 3 Mädels. Rebecca war sau stark und hat oft das Tempo vorne gemacht. An irgendeinen weiteren Anstieg ist sie mit 2 Typen weggefahren. Ich konnte nicht, Leslie auch nicht. Wir bildeten ein 4er-Grüppchen. Es ging mega schön durch kleine Dörfer und Schluchten. Wir haben uns abgewechselt mit der Führung. Manchmal ist Leslie davongestoben aber hat sogleich wieder langsam gemacht. Sie meinte, sie hätte nen "Punch of Energy" gespürt und dem hätte sie nachgehen müssen. Ah ja… 😂

Der Mont Ventoux heute: Kein Wind, nur blauer Himmel und Sonne ☀️⛰

Da ich bis zum Fuße des Mont Ventoux nichts mehr zu trinken hatte, war klar, dass ich bei der Verpflegung anhalten musste. Leslie ist irgendwie über den Parkplatz gerauscht, ich vermutete einen Pinkelstopp. Übrigens sei hier angemerkt, dass ich noch nie während eines Rennens auf's Klo musste.
Jedenfalls war die Getränkewahl klar: Coke! Flasche gefüllt, noch paar salzige Tuk-Kekse reingestopft und weiter. Als ich rausfuhr, kam eine weitere Frau an die Verpflegung. Sie war gestern stärker als ich. Aber keine Panik. Ich kurbelte wie verrückt und irgendwie fühlte sich alles cool an.

Ganz oben wurde es dann doch nochmal so richtig hart…


Der Anstieg von Malauchène
Eigentlich habe ich keine guten Erinnerungen an diesen Anstieg aber heute fand ich ihn recht schön. Er tut in der Mitte verdammt weh, weil es da stetig 11-12% hat aber der Ausblick war heute traumhaft und die Temperatur war perfekt. Ich fuhr auf nen Italiener auf. Der blieb dran. Besser gesagt, fuhr er entweder neben mir oder hinter mir. Er keuchte in lauten Stößen, was mich zunehmend wahnsinnig machte. Ich hatte nichts davon, dass er an mir klebte, wie die Coke an meinem Flaschenhalter. Ich war schon kurz davor, ihn anzuschnauzen, dass er für das "Po-Watching" wenigstens mal in den Wind fahren soll aber hab es gelassen. 😆🌬 Besser Druck machen. Jetzt kamen zu den Atemstößen noch stöhnende Laute hinzu. Meine Position auf dem Rad war aber auch nicht mehr so elegant aber ich drückte weiter auf die Tube. Ein paar Kilometer später war das Keuchen weiter weg und ich froh, alleine zu sein. Auf dem Anstieg gibt es kleine weiße Randsteine, die die Steigung sowie die Entfernung zum Gipfel anzeigen. 16, 15, 14… die Mädels nicht in Sicht. Bei Km 6 nochmal ne Verpflegung. Ich hab nochmal Coke nachgeschenkt. Ab Km 5 gab es keine Steine mehr und auch keine Kilometeranzeige. Mir taten die Beine weh und der Tritt wurde schwerer. Ich wollte so ne scheiß Marke aber es kam keine. Nur Fotografen und ein pinker Helm etwas weiter unten. Oh fuck! Letzte Reserven mobilisieren, kämpfen. Es zog sich, noch ne Kehre, noch ein Fotograf, für den ich nur noch ne gequälte Grimasse übrig hatte. Ich fuhr auf meinen letzten Körnern. Aber ich hab's geschafft. Oben bin ich fast kollabiert, musste mich erstmal hinsetzen. Was ein Tag. Was ein Rennen. MEGA trifft es wohl am besten…😍

Nach 2 Etappen auf Platz 5 Gesamt! Aber auch, weil die 3. schwer auf der Abfahrt gestürzt ist 😔

Morgen gibt's noch das Zeitfahren auf meinem Lieblingsanstieg von Bédoin hoch – dem Tour de France-Anstieg. Ich werde es genießen und sicher auch ein wenig leiden... 🙌
Eure Reb