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Dienstag, 21. Juli 2015

BIKE Transalp 3. Etappe: Platz 4

Fakten: 118 km, 3600 HM inklusive 6 Kilometer Tragepassage

Der Tag hat schon früh angefangen. 5:15 Uhr Frühstück!
Ich wusste im Vorfeld, dass das heute schwer werden würde aber das war noch mal ne ganz andere Nummer. Mein längsten Rennen überhaupt. Premiere ;)

7:30 Stunden war ich heute laut Datasport unterwegs und ich kann noch lachen, bzw. wieder....

Start war heute schon um 8 Uhr. Unterhemd oder keins wie die letzten Tage? Hmmm, die Etappe ging ja auf 2400 Meter und Regen war auch vorhergesagt, also doch Unterhemd. Nachher hätte ich mir gewünscht, ich hätte es nicht angezogen...

Anders als die letzten Tage war der neutrale Start gechillt aber gleich nach ein paar Metern ging es leicht bergauf und es wurde wieder Tempo gemacht. Überpacen wollte ich nicht, denn 1500 Höhenmeter am Stück warteten auf uns. Wir fuhren ein gleichmässiges Tempo und konnten ein Mädelsteam distanzieren und lagen wieder auf der 4. Position. Schon nach ein paar Kehren hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das Tal und sah Mittersill in der Ferne. Kühe standen an oder auf der Strecke. Eigentlich sehr idyllisch wenn es ne Radtour gewesen wäre aber Rennmodus ist anders. Da steigt Nebel von den Teilnehmern auf und überall tropft der Schweiß herunter, alle schreien nach Wasser oder keuchen unter der Anstrengung. Dennoch genoss ich ein wenig die Aussicht.

Schönstes Wetter beim Start in Mittersill. Lohnt sich da mal hinzufahren…


Irgendwann sah man dann weiter oben die Radler im Gänsemarsch laufen. Es war also soweit. Der härteste Teil sollte beginnen. Für mich zumindest der härteste. Wir hatten im Vorfeld überlegt, ob wir Schuhe einpacken sollten aber keiner von uns wollte mit Rucksack fahren, also doch gelassen. Erst auf Kuhpfaden mit etlichen Steinen schieben und wieder ein Stückchen fahren, dann ne Wiese runtergepoltert und sogleich wieder bergauf. Das Rad wurde schwer und mein Rücken tat weh aber aufrecht gehen war auch nicht möglich. Nach gefühlter Ewigkeit und sau steilen Tragestücken bergauf durch Geröll, Gletscherbäche und über Schneefelder mit Spalten konnte ich nicht mehr. Ich war so am Limit. Das Rad tragen ging kaum noch und ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft das Pedal in die Haxen knallte, wenn das Rad über die Steine hoppelte. Es fühlte sich an als hätte ich Tonnen auf dem Rücken, wenn ich versuchte es die Stufen hochzutragen. Und nach jedem Geröllberg folgte der nächste.

Am Ende war mein Körper auf Autopilot, ich hatte eine Position gefunden, in der ich einfach verharrte, den Lenker rechts in der Hand und links habe ich die Kettenstrebe gehalten und dann rechts links, rechts links den Berg hoch. Der Sattel tockte ständig auf den Helm aber war mir auch egal. Dann das Gipfelkreuz. Geschafft. Nicht ganz ;). Oben Anni und Betty. Ich machte mir Sorgen, sie sagten aber es sei alles ok. Danach musste man ein Stück runter tragen, schieben, klettern. Wieder durch Wasser hindurch. Die Abfahrt danach auch geröllastig. Beine und Arme konnten sich nicht erholen.

Unten hatten wir halt immernoch 90 Kilometer zu fahren. Wie krass eigentlich. Nach so ner Tortour wäre ein Ziel auch nett gewesen aber wir sind hier ja nicht beim Kaffeeklatsch, sondern bei der BIKE TRansalp. Also hart, härter, am härtesten.

Jedenfalls passierte in dem Gruppengebolze dann ein heftiger Sturz, als ein Mädel einen Poller mitten im Weg übersah und quer durch die Luft flog. Ihr Freund schrie wie verrückt. Zum Glück nur Gehirnerschütterung. Ich war danach fertig mit der Welt, mir war zum Heulen und ich wollte auch nicht mehr diese anstrengende Gruppenraserei mitmachen. Wir fuhren also zu Zweit weiter. Und weiter und weiter.... Ich feierte die 50 km und dann die 44,4 auf meinem Tacho, der die Strecke rückwärts zählte. Es wurde aber nur langsam weniger. Dann noch ein Berg. Kein Trinken mehr. Noch ein Trail, noch ein Berg und immer so weiter. Und dann knallte die Sonne. Kein Erbarmen. Ich kämpfte. Ich hatte Durst. Ich hab geflucht, gejammert und bin einfach weiter und weiter. Anni und Betty kamen an uns vorbei. Flaschen am Brunnen aufgefüllt oder von Zuschauern was bekommen oder toMotion oder andere Teams. Danke an alle, die mir was gegeben haben!

15 Km vorm Ziel dann noch mal ne Situation, die richtig gefährlich war und echt bös ins Auge hätte gehen können. Zum Glück aber alles noch mal glimpflich ausgegangen. Auf einmal fuhr ein Sprinter aus einer Einfahrt. Er hätte uns sehen müssen, wenn er geschaut hätte. Naima musste ausweichen und fuhr in mein Rad. Ihr Lenker verklemmte zwischen Hinterreifen und Rahmen und sie flog unsanft auf die Straße. Zum Glück waren wir nicht schnell, weil es bergauf ging und ich konnte bremsen. Ihre Bremse schleifte danach und alles war verdreht. So gefährlich an den nicht gesperrten Straßen.... muss doch nicht sein.

Solche Tage werden im Gedächnis bleiben. Sind irgendwie auch besonders trotz oder vielleicht gerade wegen der Härte und dem seltsam gedanklich ruhigen Kopf, wenn man an sein Limit kommt. Eben kam eine im Hotel an, die 10 Stunden unterwegs war. Mit Gewitter vorhin. Schon manchmal unwirklich, was unser Körper imstande ist zu leisten. Jetzt ausruhen. Morgen geht es weiter…

Eigentlich hatte ich schieben daheim geübt aber das heute war ne ganz andere Nummer.